2021 Balkantour

Grenzgeschichten

Die moldawische Grenzpolizei besucht uns…

Nachmittags trinken wir gerne eine Tasse Kaffee. Heute wollen wir dieser liebgewordenen Gewohnheit in der Nähe des Pruth nachgehen. Deshalb fahren wir eine kleine Schotterstraße bis zur Baumreihe vor, aber bis zum Fluss gelangen wir nicht. Egal. Dann bleiben wir eben hier neben dem Maisfeld und brühen den Kaffee hier auf. Die Sonne scheint, es ist warm und niemand unterwegs, den wir hier stören könnten.

Der Kaffee ist fast fertig, da bekommen wir Besuch: Grenzpolizei! Zwei Beamte wollen unsere Papiere sehen und versuchen, sich mit uns zu verständigen. Aber die beiden sprechen kein Englisch, wir kein Russisch oder Rumänisch. Deshalb reicht der eine Polizist sein Handy an Pit und sein Kollege erklärt, wir könnten hier nicht bleiben, denn es gäbe hier eine „special operation“. Wir dürften uns daher nicht in diesem Bereich aufhalten. Das Ganze dauert ziemlich lange, ich biete den Polizisten Kaffee an, aber erschrocken lehnen sie ab.

Na gut, wir packen zusammen, der heiße Kaffee ist in der Thermoskanne gut gesichert, wir können ihn auch ein Stück weiter im Landesinneren trinken. Aber man sollte es nicht glauben, gerade als wir damit fertig sind, werden wir auch von diesem Fleckchen weggeschickt!

Angler am Pruth – wir bleiben unbehelligt

Auch später, als wir noch einmal versuchen an den Pruth zu gelangen, kommt sofort ein Grenzpolizist und weist uns darauf hin, dass wir hier in der Grenzregion seien. Er geht aber tatsächlich die paar Meter zum Fluss, wir dürfen ihn anschauen, aber auf keinen Fall Fotos machen! Für uns ist das nicht nachvollziehbar. Denn anfangs trafen wir auch schon mal einen Grenzbeobachter, der war damals in Zivil (hatte sich aber ausgewiesen), als wir Fotos vom Pruth machten. Er meinte, das sei überhaupt kein Problem, solange wir legal im Land seien. Und an dem aufgestauten Bereich mit den Anglern konnten wir sogar direkt am Fluss übernachten!

Mit diesen beiden rumänischen Beamten verstehen wir uns prima!

Und jetzt dürfen wir nicht mehr an den Pruth! Wann immer wir nun versuchen, an den Fluss zu gelangen, werden wir von der Grenzpolizei daran gehindert. Dabei war der Pruth doch eines unserer Reiseziele! Wir beschließen daher, dem Pruth weiter auf der rumänischen Seite aus zu folgen.

Als wir am nächsten Tag an einer günstigen Stelle auf rumänischer Seite versuchen, an den Fluss zu gelangen, sehen wir ein Auto der Grenzpolizei schon auf dem Damm stehen. Mist. Schon beim vorigen Versuch haben uns nämlich auch rumänische Beamte weggeschickt, ohne dass wir ans Wasser gelangen konnten. Und an einer anderen Stelle gelangten wir ohne weiteres direkt zum Fluss. Angler hatten sich dieses Ufer ausgesucht, aber heute noch keinen großen Fang gemacht.

„Taxiservice“ direkt zum Pruth…

Und jetzt steht die Polizei also schon da! Am besten wird sein, wir gehen das offensiv an. Daher sprechen wir die Polizisten direkt an und die meinten, wir könnten ruhig zum Pruth gehen, dort hinter den Bäumen kämen wir zum Ufer. Na also, geht doch! Wir marschieren los, zunächst auf dem Hochwasserdamm. Ein paar Minuten später hupt es von der Straße her, es sind die beiden Grenzbeamten. Sie hatten gesehen, dass wir in die falsche Richtung gingen und haben kurzerhand beschlossen, uns einen Taxiservice im Polizeiauto über Stock und Stein bis direkt zum Ufer des Pruth zu bieten. Wow! Damit hatten wir natürlich überhaupt nicht gerechnet und wir hatten viel Spaß mit den beiden.

Und als wir am gleichen Tag, dieses Mal abseits der Grenze weiter im Hinterland, nach einem Nachtplatz suchen kommt wieder die Polizei. Jetzt ist es ein junger Beamter, der sich mit uns in bestem Englisch unterhalten kann. Er fragte, ob wir uns verirrt hätten? Als er hörte, dass wir nur einen Platz für die Nacht suchten, eskortierte er uns an einen kleinen, idyllischen See, den wir alleine nie gefunden hätten! Dass der Pruth direkt hinter diesem kleinen See lag, interessierte überhaupt nicht.

Und mit diesem Auto wurden wir zum See eskortiert – danke!

Soviel zu den unterschiedlichen Handhabungen der „Grenzsicherung“. Wir können natürlich verstehen, dass Rumänien hier eine EU-Außengrenze sichern muss. Aber dass man den Fluss nicht einmal anschauen und schon gar nicht fotografieren darf – das können wir nur schwer nachvollziehen. Aber es soll halt auch Zigarettenschmuggel und illegale Grenzübertritte geben.

Den Pruth konnten danach wir leider nicht mehr „besuchen“. An seiner Mündung in die Donau gibt es einen Grenzübergang nach Moldawien. Vermutlich kann man auch dort keine Fotos machen, deshalb haben wir uns den 14 km langen Umweg gespart….

 

Noch ein paar Impressionen von der rumänischen Pruth-Seite:

Und wir kommen zu einem neuen Reiseabschnitt: das Schwarze Meer wartet auf uns.

2 Kommentare

  • Mayerle

    Ich amüsiere mich zwar köstlich über das Bild mit der Unterschrift „Die moldawische Grenzpolizei besucht uns…“ aber dennoch klopft mir das Herz, wenn ich von euren Begegnungen mit der Grenzpolizei lese – macht bloß keinen Ärger 😉

    • pitti24

      Moin moin. Ja, innerhalb weniger Tage haben wir einige Grenzer auf beiden Seiten „kennengelernt“. Von total hilfsbereit bis schroff abweisend. Aber freundlich waren letztlich alle. Am besten gefiel mir der Hinweis, den Platz zu verlassen, mit anstehenden „special operations“. Das überzeugt wohl immer. 😅