2023 Südamerika

Wind

Abendstimmung beim Bosque Pertificado

Heftiger Wind fegt lautstark über die Pampa und zerrt und rüttelt an unserem Kischdle. Es ist 1 Uhr in der Nacht, wir liegen im Bett und fühlen uns wie auf hoher See. Aber es ist „nur“ der patagonische Wind, der bei uns zu Hause allerdings als ausgewachsener Sturm gelten würde. Unser erster Impuls ist, irgendwo Windschatten zu suchen, doch hier gibt es weit und breit nichts, das ein wenig Schutz bieten würde. So horchen wir auf die Geräusche und hoffen, dass alle Teile sicher am Camper bleiben. Und siehe da, irgendwann endet der Spuk so plötzlich, wie er angefangen hatte.

Steine, die wie Holz aussehen

Wind begleitet uns bereits, seit wir die Grenze zu Patagonien, die ziemlich weit nördlich liegt, überschritten haben. Eigentlich weht er ja schon, seit wir in Montevideo ankamen. Doch hier legt er noch eine gute Schippe drauf und zeigt uns immer wieder, was er alles kann. In dieser Nacht sind wir letztlich nur froh, dass der Camper nicht umgekippt ist.

Steine – kein Holz (mehr)

Unser Nachtplatz ist der Parkplatz vor dem kleinen Besucherzentrum des „Bosque Pertificado“, dem versteinerten Wald. Ungefähr 50 km abseits der asphaltierten Ruta 3, im Landesinneren, liegt dieser sehenswerte Naturpark, den wir über eine üble Schotterpiste erreichten. Aber der Rundgang am nächsten Morgen entschädigt für die Gurkerei. Vor 150 Millionen Jahren, als die Kontinente noch nicht geteilt waren, hier noch Dinosaurier lebten und ein ganz anderes Klima herrschte, brach in der Region ein Vulkan aus und begrub riesige Araukarien mit einer 100 m dicken Ascheschicht. Der völlige Luftabschluss verhinderte die natürliche Zersetzung der Bäume und ermöglichte die Versteinerung. Wind und Regen haben im Laufe der Zeit Sand und Asche abgetragen, so dass die steinernen Riesen heute zu sehen sind.

Bei einem der Nachtplätze sehen wir Seelöwen

Es ist unglaublich, wie echt die Bäume heute wirken. Obwohl alles tonnenschweres Gestein ist, sehen die Baumstämme, die hier am Boden liegen, in Farbe und Struktur wie aus echtem Holz aus! Fantastisch. Und als Übernachtungsgäste haben wir den Vorzug, den Spaziergang alleine machen zu können, bevor die Tagestouristen hier anreisen.

S’Kischdle am Kilometer 0 der Ruta 40

Inzwischen haben wir fast die Grenze nach Chile erreicht, denn um nach Feuerland zu kommen, müssen wir ein Stück durch das Nachbarland fahren. Wir stehen gerade am Meer bei Río Gallegos, schauen hinaus auf die Wellen, die unablässig an den Strand auflaufen und überlegen, ob es irgendwo ein wenig mehr Windschutz für die Nacht gibt. Denn wie immer rüttelt und schüttelt es laut an unserem Kischdle. Hoffen wir mal, dass wir trotzdem ruhig schlafen können.

Magellan Pinguine

Aber bevor wir ins Nachbarland einreisen, möchten wir noch an den südlichsten Festlandpunkt Argentiniens, das Cabo Virgenes fahren. Mehr als 100 km übler Schotterpiste liegen vor uns. Doch der mühsame Weg lohnt sich. Nicht nur, weil wir hier am Kilometer Null der legendären Ruta 40 stehen können, sondern auch, weil hier eine Kolonie von Magellan Pinguinen zum Brüten an Land kommt. Und anders, als wir es schon in Punta Tombo oder dem Cabo Dos Bahias sahen, haben die kleinen Gesellen hier mehr Scheu vor Menschen, bilden jedoch richtige „Schnellstraßen“ für Pinguine.

Anfahrt zu den Pinguinen…

Das haben wir so noch nicht gesehen und deshalb genießen wir den Rundgang durch das Gebiet der kleinen Tiere und können uns kaum satt sehen.

Die Fahrt hierher war übrigens alles andere als einfach. Vor allem im letzten Teil vor der Pinguinkolonie wurde es noch einmal richtig heftig. Tiefe Spurrinnen und Schlaglöcher sowie Wasserpfützen, deren Grund nicht zu erahnen ist oder Matsch erschweren die Anfahrt. Aber das Kischdle ist tapfer und Pit lenkt es sicher durch die schwierigen Passagen. Dass dann am zweiten Abend auch noch Dagmar und Tom hier ankommen, ist der i-Punkt eines gelungenen Aufenthalts hier im Süden.

Hier noch ein kleiner Eindruck von den lustigen Tieren:

Nun kann es nach Feuerland gehen!

8 Kommentare

  • Axel

    Hallo Ihr beiden,
    hach – genial. (Wieder) tolle Bilder, toller Bericht, immer wieder gern gelesen. Dankeschön !
    Fehlen nur Mate, empanadas (gehen die eigentlich im Omnia?? ) 🙂
    Viele Grüße aus Leipzig, Axel

    • admin

      Hallo Axel,
      danke für die freundlichen Worte. Zwischenzeitlich haben wir den schönen Teil von Feuerland erreicht und blieben gleich drei Tage an einem tollen See, super Landschaft und kaum Menschen – aber kein Internet, daher kommt unsere Antwort ein bisschen spät.
      Beste Grüße aus Patagonien
      Mary und Pit

  • Micha & Christoph

    Hallo Ihr Lieben,
    Grade haben wir Euren tollen Beitrag gelesen und die schönen Photos bewundert, da bekommt man ja richtig Fernweh…. Schön, dass wir Eure Reise so mitverfolgen können, danke dafür!
    Euch weiterhin eine gute Reise mit Eurem Kischdle und viele schöne Eindrücke und Erlebnisse.
    Herzliche Grüße aus dem Heckengäu, hier kommt jetzt langsam der Winter 🥶

    • Pit

      Hallo ihr beiden,
      sehr schön, von euch zu lesen! Besten Dank für das liebe feedback und schön, dass ihr uns ein wenig folgt 🙂
      Ja, den bevorstehenden Winter in D vermissen wir hier nicht.
      Die nächsten Tage gehts noch weiter zum südlichsten Ziel unserer Reise bei Ushuaia. Am meisten wundert mich bislang wieviele WoMo’s aus EU (hautsächlich D) hier unterwegs sind.
      Herzliche Grüße zu euch aus Feuerland!

  • Liliane und Andy

    Und wieder ein schöner, interessanter Bericht. Die Natur, die Einsamkeit – genau unser Ding. Liebe Grüsse auch von der Süd-Halbkugel. Wir haben einen Hilux dubble Cab mit Dachzelt gemietet und sind in Südafrika von Kapstadt aus Richtung Norden (West-Coast) unterwegs. Abseits aller Touristenströme, auch im Wind am kalten Atlantik, in der Natur. Jetzt gehen wir dann grad bei Ebbe auf einen Morgenspaziergang Kilometerweit dem Sandstrand entlang. Jeden Tag träumen wir davon bald mal mit unserem gemütlichen Oman hier unterwegs zu sein – eine richtige Federung, eine angenehme Küche, eigenes WC/Dusche, Möglichkeit auch mal drin zu sitzen und nicht immer alles aufbauen abbauen verstauen verstecken zu müssen. Tür zu – abschliessen und gut ist 😉

    • admin

      Hallo Liliane und Andy,
      schön, euch zu hören! Mit einem Dachzelt unterwegs zu sein ist schon eine besondere Herausforderung, wenn zu Hause ein Oman steht… ;-))
      Euch weiterhin viel Spaß und eine tolle Reise.
      Zwischenzeitlich habe ich noch ein kurzes Video von den Pinguinen hinzugefügt.
      Liebe Grüße aus Feuerland
      Mary und Pit

    • admin

      Hallo Kerstin,
      vielen Dank für dein Feedback und das Lob, das freut uns sehr. Wann startet ihr denn wieder zu einem neuen Abenteuer? Gerade eben habe ich noch einen kurzen Videoclip von den Pinguinen in den Bericht eingefügt.
      Viele Grüße aus Patagonien
      Mary und Pit

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