Fahrzeug

Offroad-Training

Differentiale, Böschungswinkel, Rampenwinkel, Kippwinkel, Bodenfreiheit, Wattiefe, Verschränkung und viele andere Fachausdrücke begegneten uns, als wir am Wochenende an einem Offroad- und Bergetraining teilnahmen. Um es gleich vorwegzunehmen, es waren sehr interessante Tage, in denen wir uns auch mit den Geländefähigkeiten unseres Kischdles vertraut machen konnten.

Ruhiger Nachtplatz

Bereits einen Tag vor Veranstaltungsbeginn fuhren wir Richtung Bayern, zogen es dann aber vor, noch im Ländle kurz vor der Grenze zum Freistaat einen ruhigen Übernachtungsplatz zu suchen. Wir fanden ihn in der Nähe eines kleinen Flugplatzes, wo wir eine ungestörte Nachtruhe hatten.

Am Freitag ging es dann in Langenaltheim los. Um zehn Uhr trafen wir mit den anderen Teilnehmern am Treffpunkt ein. Es war ein Kurs speziell für 4×4 Camper und Expeditionsfahrzeuge. Sieben unterschiedliche Fahrzeuge waren am Start: vom Steyr über Unimog und Ivecos bis zu Pickups und Sprinter waren wir eine bunte Truppe, die dann in zwei Gruppen aufgeteilt wurde. In unserer waren dann ein Isuzu Pickup mit einer Tischer Wohnkabine, ein neuer Iveco mit Woelcke Aufbau und ein Mercedes Allrad-Sprinter. Wir waren gespannt, wie unser Oman gegenüber den anderen Fahrzeugen abschneiden würde.

Zuerst begannen wir auf dem großen Parkplatz. Dort machten wir uns mit den spezifischen Offroad-Begriffen und deren Besonderheiten vertraut und lernten den Wendekreis unserer Fahrzeuge sowie deren Spurverhalten in Kurven mit und ohne Allrad sowie mit Differentialsperre kennen. Manches sorgte dabei durchaus für Aha-Erlebnisse. Doch insgeheim warteten wir alle darauf, endlich ins Gelände zu dürfen.

Die Fahrzeuge treffen ein

Im ehemaligen Steinbruch wartet ein teilweise sehr anspruchsvoller Parcours auf die Offroadfahrer und wir waren froh, dies unter fachkundiger Anleitung üben zu können. Unser Instructor Jörg konnte uns alles sehr gut strukturiert und anschaulich vermitteln, dazu blieb er immer die Ruhe in Person, auch wenn manch ein Fahrer oder Beifahrer Angstschweiß um’s Heilix Blechle bekam!

Die ersten Bodenwellen waren nicht besonders anspruchsvoll, dennoch mussten wir für jedes Fahrzeug erst lernen, wann der Punkt käme, an dem man aufsitzen würde. Über Stock und Stein ging es zum ersten „Berg“. Hier standen natürlich bergan- und abfahren auf dem Programm. Der Bergabfahrassistent des Rangers leistet hier übrigens hervorragende Arbeit! Beim nächsten Berg gab es dazu noch eine Wasserdurchfahrt, es wurde also richtig spannend.

Die Expeditionsfahrzeuge

Auf immer neuen Wegen fuhren wir so durch das Gelände und nun kam die große Bodenwelle, die es zu überwinden galt. Die Fahrer sollten ihre Fahrzeuge so auf den Kamm der Rampe bringen, dass ein Vorderrad und das diagonale Hinterrad dort zu stehen kamen. Mit Hilfe der Differentialsperre konnte dieses Hindernis von allen Fahrzeugen mit Hilfe der Einweisungen der Beifahrer sicher überwunden werden. Ganz spektakulär sah es dann aus, wenn ein Vorderrad frei in der Luft hing, bevor die Autos von der Rampe herabfuhren, denn dann senkte sich der Camper mehr oder weniger sanft plötzlich abwärts!

Ein weiterer Trainingspunkt war es zu sehen, wie weit wir das Fahrzeug in die Schräglage bringen können. Hierzu mussten die Fahrer ihre Autos unter der Anleitung Jörgs an den Hang „lehnen“. Er wies sie punktgenau ein und ließ sie so lange höher fahren (eher schleichen), bis es für ihn (oder für den Fahrer) genug war. Erstaunlich, wie schief so ein Camper stehen kann, ohne dass er umkippen würde. Natürlich lernten wir hier auch was zu tun ist, um von diesem Punkt aus gefahrlos wieder herunter zu kommen.

Und was soll man tun, wenn man einen steilen Berg hochfahren will, das Fahrzeug jedoch nicht hochkommt? Man hängt also mitten in einem steilen, unebenen Weg und muss nun wieder rückwärts raus. Es gehört schon ein wenig Mut dazu, hier den Anweisungen des Instructors zu folgen, denn man soll sein Auto zunächst abwürgen und dann im Rückwärtsgang (beim Ranger mit dem Bergabfahrassistent) alleine „fahren“ lassen, und zwar möglichst in der Falllinie. Gar nicht so leicht, wenn man ganz instinktiv gleich die Bremse drücken will!

Wir hatten so genug Übungen, um an zwei Tagen ein abwechslungsreiches Programm zu absolvieren. Als wir dann hörten, dass am Sonntag noch ein Bergekurs stattfinden soll, haben wir diesen gleich noch drangehängt.

Bergematerial

Zunächst lernten wir die verschiedenen Bergeutensilien kennen. Bergegurt, elastisches Bergeseil, Schäkel und Softschäkel, Schlingen, Schaufeln, Hi-Lift Wagenheber und noch diverses Zubehör. In Gedanken überlegten wir schon, was wir für uns wohl bräuchten und vor allem, wo wir das im Kischdle unterbringen könnten!

Die ersten Übungen absolvierten wir noch auf dem großen Parkplatz. Wir suchten die besten Befestigungspunkte an unseren Fahrzeugen und ernteten ein Lob für unsere nachgerüsteten Bergeösen. Denn vorne hat der Ranger da normalerweise nicht viel zu bieten. Hinten gibt es keine Probleme, an dem Querholmen des Leiterrahmens kann eine Bergeschlinge gut befestigt werden. Im Praxistest wurde sowohl mit dem Bergegurt als auch mit dem elastischen Seil abgeschleppt.

Aber die „richtige“ Bergesituation stellten wir im Gelände nach. Hierfür setzte Moritz, der zweite Instructor, den firmeneigenen Nissan Patrol in einen Hang, von wo aus er nicht mehr alleine wegkam. Mithilfe einer Winsch sollten wir nun die Bergung des Fahrzeugs vornehmen. Zunächst musste natürlich der Patrol so gesichert werden, dass er nicht weiter abrutschen kann. Ein passender Felsen war schnell gefunden und über eine Schlinge an der B-Säule des Autos sicherten wir es mit einem Ratschengurt. Nun mussten wir die eigentliche Bergung vorbereiten. Am zweiten Firmenfahrzeug, einem Mitsubishi L 200, gab es eine Winsch. Aber es schien fraglich, dass der PKW mit dem Gewicht des zu bergenden Autos klarkäme. Deshalb nutzten wir ein weiteres Fahrzeug als „Anker“. So konnten wir dann das Winschenseil in gerader Linie zum Anker führen und von dort aus über eine Umlenkrolle weiter zur Winsch. Trotzdem mussten wir den Mitsubishi an den Rädern zusätzlich mit Steinen gegen ein Wegrollen sichern, so stark war die Kraft, die bei der Bergung nötig war. Es war ein beeindruckendes Schauspiel, das uns da hautnah geboten wurde!

Nun war unsere Kreativität gefordert. Moritz setzte den Patrol „auf den Bauch“, d.h. das Auto saß auf einer Kuppe fest und wir mussten uns überlegen, wie wir es wieder frei bekommen könnten. Keines der Räder hatte Traktion. Wir überlegten mehrere Möglichkeiten, wie man den Antriebsrädern zu „Griff“ verhelfen könnte. Man könnte versuchen, ein billiges Seil zu opfern und es durch die Löcher der Felgen um den Reifen zu wickeln. Es könnte reichen, um dem Rad zur nötigen Traktion zu verhelfen. Eine Schneekette brächte den gleichen Effekt. Einen Versuch wäre es wert, diverses Material wie Reisig, Äste oder Steine unter die Antriebsräder zu legen. Wir einigten uns auf diese Methode und stapelten Steine, von denen ja genug herumlagen, hinter die Räder. Und siehe da, gleich beim ersten Anlauf konnte sich Moritz aus dieser Situation befreien!

Nach der Wasserdurchfahrt

Ich glaube, nun können wir ziemlich beruhigt auf die Panamericana gehen (sofern das Reisen wieder erlaubt wird…), denn unser Kischdle hat sich unter den anderen, sehr unterschiedlichen Allradcampern, wahrlich wacker geschlagen!

Am zweiten Tag hatte es geregnet – und so sah es dann im Auto aus…

Vom Offroadkurs haben wir größere Mengen an Videomaterial nach Hause gebracht. Wenn ich nicht völlig genervt aufgebe, gibt es irgendwann vielleicht auch ein kleines Video vom Event…