Unter Geiern
Karl-May-Titel kommen uns hier in den spanischen Pyrenäen öfters in den Sinn. So auch heute, als wir zwischen hohen Felsen einen ruhigen Übernachtungsplatz gefunden haben. Zunächst genießen wir die Natur, wir sitzen im Schatten und genehmigen uns ein Feierabendbierchen.
Irgendwo bellt und jault ein Hund – oder sind es mehrere? Gänse schnattern – oder ist es was anderes? Wir sehen plötzlich große Vögel am Himmel und entlang der Felskanten ihre Kreise ziehen: es sind Gänsegeier. Fasziniert beobachten wir die eleganten Gleiter. Der Hund, irgenwo in der Nähe, bellt und jault weiterhin.
Als die Thermik nachlässt und die Gänsegeier eine Flugpause einlegen, kochen wir unser Abendessen. Der Hund bellt noch immer. Wir sind ja mitten im Nirgendwo. Wo mag dieser bellende Köter wohl sein, er würde so ganz sicher unsere vor uns liegende Nachtruhe stören…
Wir beschließen, noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zu unternehmen. Bald sehen wir am Wegrand zwei größere Gebäude. Nanu? Hier mitten im Wald? Beim Näherkommen sehen wir, dass es sich bei den Gebäuden um Stallungen handelt. Und an der Kopfseite des größeren Traktes ist ein Hund mit so kurzer Leine angebunden, dass er sich nicht einmal hinlegen könnte. Wasser oder Futter sehen wir auch keines!
Jetzt ist uns klar, warum das arme Tier ständig bellt und jault – und sein Echo antwortet ihm immer. Wir können nicht glauben, was wir da sehen. Zurück im Camper schmieden wir einen Befreiungsplan für den armen Hund: wir werden ihm Wasser bringen, ein wenig Brot zum fressen anbieten und dann versuchen, die Leine (ein einfaches Stück Strohballenschnur) durchzuschneiden. Recht bald wird klar, dass der Hund mehr Angst hat als wir. Das Wasser nimmt er dankbar an, das Brot schmeckt ihm auch. Jetzt schneiden wir die Schnur ab und können auch noch den Knoten am Halsband lösen. Der Hund ist frei!
Das größere der Stallgebäude scheint leer zu stehen, im anderen hören wir Schafe. Der Hund scheint in der Nähe der Stallungen zu bleiben – jetzt hoffen wir sehr, dass die Besitzer ein Einsehen haben werden und den armen Hund besser behandeln. Den abgeschnittenen Strick und die provisorische Wasserschüssel ließen wir stehen, so dass es klar sein muss, wie der Hund frei kam!
Und hier wieder einige Impressionen der letzten Tage: