2023 Südamerika

Antarktis

Eisberge

Eis. Viel Eis. Eis in allen Formen und Größen, vom kleinen Eiswürfel bis hin zum riesigen Eisberg, treibt auf dem Meer. Wir befinden uns bei 66°41.47‘ S 67°05.00‘ W knapp südlich des Polarkreises. Eine äußerst unwirtliche Gegend, denn bei Nebel und Schneetreiben, ca. 105 km/h Windgeschwindigkeit und einer Lufttemperatur von -16° C will kaum jemand draußen sein.

Unser Schiff hat beigedreht und lädt wagemutige Passagiere zu einer besonderen Herausforderung ein: dem „Polarcircle Plunge“. Wir sind gespannt, wie viele Teilnehmer zu dieser Challenge bereit sind. Es werden sicher einige sein, denn vor zwei Tagen gab es auch schon mehr als 30 Reisende, die eine Nacht auf einer der vielen kleinen Inseln vor der antarktischen Peninsula verbringen wollten. Nur mit einem Schlafsack, der in einer zusätzlichen Plastikhülle auf einer Isomatte lag, mussten sie ohne Zelt ihr Nachtlager einnehmen. Ein teurer Spaß, denn ohne Vorbuchung muss man dafür 750 US $ hinblättern…

Einer der Wagemutigen

Seit einer Woche sind wir nun schon auf der „World Navigator“ unterwegs, einem der Kreuzfahrtschiffe, die von Ushuaia aus in die Antarktis fahren. Dabei war dies gar nicht unser Ziel und auch nicht geplant. Aber direkt vor Ort bekamen wir ein super tolles Angebot, das wir einfach nicht ausschlagen konnten. 12 Tage sind wir insgesamt unterwegs – und das auf einem wahren Luxusliner. Von der Kabine mit Panoramafenster bis hin zur köstlichen Verpflegung und einer aufmerksamen Crew, die keine Wünsche offen lässt, genießen wir ein wahres Rundumpaket. Denn das Arrangement beinhaltet „All Inclusive“. Lediglich das Campen oder Aktivitäten wie Paddeln, Kajaking oder Standup Paddeling müssen zusätzlich bezahlt werden. Die „normalen“ Zodiac-Ausfahrten sind im Reisepreis enthalten.

In der Antarktis spielt das Wetter eine große Rolle. Die Konditionen können sich stündlich ändern. Sind wir eben noch im strahlenden Sonnenschein bei prächtiger Bergkulisse mit den Zodiacs rausgefahren, so kann es kurze Zeit später schon grau, neblig und ungemütlich aussehen. Vor allem der teils heftige Wind kann ein richtiger Spielverderber werden. Denn dann sind auch die Ausflüge mit den Schlauchbooten schnell ungemütlich.

Nicht immer ist die Fluke zu sehen

Aber trotz aller Wetterwidrigkeiten ist diese Reise ein absolutes Highlight. Der Kapitän hat es bislang immer geschafft, einen Ort oder eine Bucht anzusteuern, wo eine Ausfahrt möglich ist. Die bizarre Welt aus Eis, die magische Kulisse von Gletschern, Bergen und Meer, dazu die grandiose Tierwelt sind einmalig.

Ausfahrt zur Vernadsky Station

So wandern wir zwischen Pinguinen, wenn wir eine ihrer Kolonien besuchen oder wir kreuzen in Buchten, wo Wale gerade auf Nahrungssuche unterwegs sind. Dann schwimmen die faszinierenden Riesen auch schon mal direkt neben dem Boot oder tauchen gar knapp darunter durch, bevor sie laut schnaubend ausatmen oder beim abtauchen kurz ihre Fluke aus dem Wasser ragen lassen.

Die Ausflüge sind sehr abwechslungsreich gestaltet, nichts wiederholt sich. Lediglich die Prozedur vor der Ausschiffung bleibt immer gleich: warm anziehen, Gummistiefel, Parka und Schwimmweste anlegen, danach Stiefel desinfizieren und ins Schlauchboot steigen. Das nächste Highlight wartet schon…

Da haben es die mutigen „Polar Plunger“ heute einfacher. Sie springen, nur mit Badekleidung ausgestattet und mit einer Rettungsleine gesichert, ins eiskalte Wasser. Währenddessen gleiten die Eisberge in den unterschiedlichsten Formen gemächlich an uns vorbei.

Vernadsky Station

Noch ein paar Anmerkungen zur Antarktis. Die Touristenschiffe besuchen nur einen winzig kleinen Teil des riesigen Kontinents, der so groß ist wie Europa und Australien zusammen und fast durchgehend mit einer mehr als 2 km dicken Eisschicht überzogen ist! Die üppige Packeiszone rund um die Landfläche hat sich wegen seines sauerstoffreichen Wassers zu einem der üppigsten Ökosysteme der Welt entwickelt. Es wimmelt hier von riesigen Schwärmen des antarktischen Krills und anderer Kleinkrebse, was wiederum zahlreiche Meeres- und Landtiere wie Fische, Wale, Seerobben, Pinguine und Landvögel anzieht.

Mehr als achtzig Forschungsstationen aus aller Welt sind auf dem antarktischen Kontinent verteilt, die Hälfte davon wird ganzjährig betrieben. Die ukrainische Station Vernatzky konnten wir gestern sehen, als wir mit dem Zodiac dort vorbei fuhren. Im Gegensatz zu russischen Schiffen sind wir dort gerne gesehen, auch wenn wir leider nicht an Land gehen können. Ein Besuch wäre sicher interessant gewesen, denn auf der Station (sie war früher britisch) soll es die südlichste Bar der Welt geben. Sie wurde von der ehemaligen britischen Besatzung als original englisches Pub, komplett mit Billardtisch und Dartboard gebaut.

„Unser“ Schiff

Trotz der vielen Sehenswürdigkeiten plagen uns angesichts des Klimawandels natürlich auch die Zweifel. Können wir es gutheißen, Teil der antarktischen Tourismusindustrie zu sein? Tragen wir mit dieser Reise zur Zerstörung des sensiblen Ökosystems in der Antarktis bei, auch wenn wir nur einen winzigen Teil des Kontinents berühren? Und wenn die Guides alles dafür tun, damit weder Tiere noch die herrliche Natur möglichst wenig gestört werden?

Die Erinnerungen an die Highlights dieser so besonderen Reise bleiben. Die Zweifel ebenfalls.

Und hier kommen noch weitere Fotos, wir konnten uns einfach nicht entscheiden, welche wir wegfallen lassen sollten…

8 Kommentare

  • Micha & Christoph

    So tolle Photos und Text, das war bestimmt ein unvergesslicher „Ausflug“! Es macht richtig Spaß, euren Blog zu lesen und es ist so schön, dass wir an eurer Reise teilhaben können.
    Frohe Weihnachten auch, wo seid ihr wohl heute?
    Herzliche Grüße aus der Heimat!

    • Pit

      Hallo ihr ihr Beiden und lieben Dank für das nette feedback! Dieser „Ausflug“ war ja garnicht geplant aber um so überraschender und absolut einzigartig! Wir haben ja nur einen klitzekleinen Ausschnitt dieses tollen Kontinents gesehen, aber diese Eindrücke u Erlebnisse zählen sicherlich mit zu unseren besten und bleibendsten!
      Ganz liebe Grüße zu euch in die Heimat!

  • Liliane und Andy

    Kälte, Schnee, Eis… nein Danke! Schneefall, schlecht Wetter… Pfui, geht gar nicht! Wind….. das Allerschlimmste! Und dann sehen wir eure Bilder und denken: So wunderschön! Das wollen wir auch mal sehen – trotz allen Widrigkeiten 😉 Absolut faszinierend, Hammer! Was für ein Glück, dass ihr eine solche Gelegenheit wahrnehmen konntet. Es ist doch gut, wenn möglichst viele Leute diese Gegend sehen und lieben lernen. Wenn die Guides achtsam mit der Natur und den Tieren umgehen und den Touristen das empfindliche Ökosystem erklären und auf die Problematiken aufmerksam machen, so trägt diese Art der Erschliessung der Hintersten Ecken der Welt wohl mehr dem Schutz bei, als dass sie schadet. Die „Massen“ werden ohnehin nie dort hin reisen.

    • admin

      Grüezi in die Schweiz,
      und vielen Dank für euren ausführlichen Kommentar. Ja, es war schon etwas Besonderes, eine Reise in die Antarktis unternehmen zu können. Zumal wir gar nicht mit dieser Möglichkeit gerechnet hatten. So unwirtlich der Kontinent auch ist, die Schönheit dort ist absolut faszinierend.
      Nach unserer Rückkehr waren wir eine Woche ohne Internet, daher die verspätete Antwort.
      Liebe Grüße aus Feuerland,
      Mary und Pit

  • Marlies Kellmayer

    Suuuuper! Da werden Erinnerungen an Januar 2020 bei mir wach. Schön, dass ihr diesen Abstecher gemacht habt. Das wird euch lange im Gedächtnis bleiben👍🐧! Bin schon auf eure nächsten Berichte gespannt. Liebe Grüße von Kelly

    • Pit

      Liebe Kelly,
      ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ihr habt eine solche Reise ja schon viel früher unternommen gehabt u könnt ermessen, wie eindrucksvoll die sein kann. Für uns kam es sehr kurzfristig u überraschend, aber alles – bis hin zum Wetter u einer ziemlich entspannten Drake Passage – war für uns einzigartig und toll! ⛴️👍🐳 Absolut schützenswert dieses Juwel!

  • Thomas Burkhardt

    Toll, wirklich beeindruckend und was für ein Glück für Euch, von Freunden weis ich wieviel das normalerweise “ Gott sei Dank“ kostet.
    Herzlichst Tom, aktuell aus dem Atlasgebirge

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