Bulgarien zum Zweiten
Die Schwarzmeerküste Bulgariens bot uns wunderschöne Stellplätze, an denen wir die Natur ganz für uns alleine hatten. Deshalb fiel uns der Abschied von diesem Landstrich schon ein bisschen schwer. Doch die Route zur türkischen Grenze hat uns dann überrascht, denn man fährt ca. 60 Kilometer durch Wald – und nur zwei kleine Dörfchen liegen zwischen dem Meer und Malko Tarnowo, der letzten Stadt vor der Türkei.
In der Türkei empfing uns eine fast autobahnähnlich ausgebaute Straße und mit 71 Cent pro Liter der billigste Diesel unserer Reise. Wir hätten jetzt die Chance gehabt, tiefer in diese Kultur einzutauchen, aber dazu hätten wir noch weiter nach Südosten reisen müssen. Das wollten wir dieses Mal noch nicht (und man braucht ja auch weitere Reiseziele…).
Trotzdem war es interessant, einen kurzen Einblick in den europäischen Teil der Türkei zu bekommen, bevor wir bei Edirne nach Griechenland einreisen wollten. Die Grenze wird sowohl auf der türkischen als auch auf der griechischen Seite schwer bewaffnet bewacht. Die Formalitäten in der Türkei sind recht zügig erledigt, anders bei den Griechen. Dort braucht man für die Einreise seit einiger Zeit ein ausgefülltes Onlineformular, das wir natürlich nicht hatten. Deshalb wurden wir zurück ins Niemandsland geschickt, wo wir uns über das Internet die Formulare besorgen sollten. Das Problem war, dass wir keinen Netzzugang bekamen, egal mit welchem Gerät und mit welcher unserer inzwischen mehreren SIM-Karten. Zum Glück erbarmte sich ein griechischer Zöllner und erstellte die notwendigen Dokumente für uns! Willkommen in der EU…
So, wir waren nun in Griechenland und mussten erst mal überlegen, wie unsere weitere Route denn nun aussehen sollte. Wir könnten ans Mittelmeer fahren und dann irgendwie entlang der Küste in Richtung Heimat oder durch die Berge mehr im Landesinneren. Pit schlug vor, wieder nach Bulgarien und dort den Spuren des Iron Curtain Trails zu folgen. So könnten wir auch sehen, was wir damals versäumt hatten, als wir an der Ostgrenze geradelt waren.
Gesagt, getan. Bald standen wir an einem kleinen Grenzübergang, der uns eigentlich wieder nach Bulgarien führen sollte – aber der diensthabende Beamte machte uns klar, dass dieser Übergang „wegen Covid-19“ geschlossen sei. Der Bauer, der nebenan einen Obst- und Gemüsehandel neben seinem Land betreibt, bleibt wohl auf einem Großteil seiner Ware sitzen, denn es gibt ja so gut wie keinen Verkehr hier. Wir machten ihm offensichtlich eine große Freude, weil wir bei ihm einkauften. Immer wieder legte er noch Waren nach, die wir eigentlich gar nicht gebraucht hätten und wir mussten ihn bremsen, damit er nicht immer noch mehr dazu legte!
Die Wiedereinreise nach Bulgarien verlief komplikationslos. Wir hatten ja noch die Vignette (ist für alle Straßen obligatorisch) und mussten nur noch ein wenig Bargeld wechseln.
Eine ziemlich schlechte, kleine Straße führte uns in das Tal der Arda, die sich ihren Weg durch teils hohe Felsen gesucht hat. Danach trafen wir auf den Iron Curtain Trail, der hier leider nirgends ausgeschildert ist. Dafür ist die Strecke selbst wunderschön. Meist führt sie auf kleineren, aber sehr guten Nebenstraßen durch die Berge des südlichen Bulgariens. Dabei geht es oft heftig und vor allem lange bergauf (und natürlich auch wieder bergab). Wir sind wirklich froh, hier nicht radeln zu müssen, zumal die Nächte hier inzwischen schon recht kühl werden, da wäre es im Zelt doch sehr frisch!
Ein besonderes Highlight ist die Trigrad-Schlucht, ein Canyon aus senkrechten Marmor-Gesteinswänden. Der schönste Abschnitt ist ca. 2,5 km lang. Hier führt die Straße neben dem glasklaren Flüsschen Trigrad und den bis zu 180 m hohen Felsen durch eine teils nur 100 m breite Klamm.
Bei Blagoevgrad verlassen wir Bulgarien mit vielen schönen Eindrücken. Die Landschaft hier im unbekannten Süden ist sehenswert, vor allem Naturliebhaber kommen hier auf ihren Kosten wie z.B. in den beiden Naturparks Rila und Pirin, die mit unzähligen Wandermöglichkeiten werben. Uns hat das Land auf jeden Fall sehr gut gefallen!