Der Kreis schließt sich

Regen prasselt. Es schüttet wie aus Eimern. Alles sieht trist aus hier in Montevideo. Genau hier hat vor fast 200 Tagen unsere Reise auf dem südamerikanischen Kontinent begonnen, nun endet sie in der gleichen Stadt – und der Himmel scheint zu weinen.

Das Kischdle steht bereits seefertig im Hafen und wartet auf die Heimreise, die lustigerweise mit dem gleichen Schiff stattfinden wird, mit dem es im letzten Oktober aus Hamburg hier ankam. Und auch wir wohnen wieder im gleichen Apartement, wie am Beginn der Reise, als wir auf dieses Schiff gewartet hatten.

In den letzten Wochen haben wir den Kontinent von West nach Ost durchquert. Von den Anden bis zum Atlantik. Die Entfernungen sind enorm, es ist kaum zu glauben, wie groß die Länder hier tatsächlich sind. Auf den Landkarten wirkt das immer ganz anders! Da sind 100 km wenige Zentimeter. Wie immer haben wir auf dieser Route die großen Städte weitläufig umfahren und versucht, möglichst wenig besiedelte Regionen zu durchqueren.

Ein erstes Highlight nach den Anden war das Valle de la Luna, das mitten im unbewohnten Nirgendwo liegt. Aber ein Besuch dort lohnt sich, denn hier lassen sich Sedimentformationen aus drei unterschiedlichen Evolutionszeiträumen gleichzeitig anschauen. Viele skulpturartige Gesteinsformationen, von der Erosion geschaffen, können bestaunt werden. Im von der UNESCO geschützten Park wurden viele Fossilien urtümlicher Re

ptilien und Dinosaurier gefunden, die ältesten der „Felslandschaften“ sind 230 Millionen Jahre alt.

Auch die kleine Bergstraße, die wir wenige Tage später rein zufällig entdecken, ist ein kleines Juwel. In unendlichen Serpentinen schlängelt sich das enge Sträßchen immer höher. Direkt neben der Fahrbahn gähnt die Tiefe – meist ohne Leitplanken. Wir sind froh, dass hier wenig Fahrzeuge unterwegs sind und kaum Gegenverkehr herrscht. Oben auf der Höhe weiden Pferde und Rinder,auf riesigen Weideflächen. In den wenigen Ortschaften gibt es oft schöne Picknickplätze oder sogar Campgrounds, die unentgeltlich genutzt werden können.

Schade, dass diese schöne Bergwelt nicht bis nach Uruguay reicht. Denn nun folgen weite Ebenen, die man nur als langweilig beschreiben kann. Große Plantagen mit Mais, Zuckerrohr oder auch Obstbäumen oder Wein. Manchmal ist es auch nur Brachland, das wir passieren. Alle Nutzflächen sind, wie in ganz Südamerika, eingezäunt. Das gilt auch für Wälder, die wir in Uruguay häufig sehen. Manchmal ist es deshalb ein wenig schwierig, einen Übernachtungsplatz zu finden, aber es hat letztlich immer geklappt. Immerhin gab es auch in dieser eintönigen Landschaft einige schöne Ecken.

Und nun also Montevideo. Anfang und Ende. Der Kreis hat sich geschlossen.