2023 Südamerika

¡Muy hermoso!

s´Kischdle in Colonia del Sacramento

¡Muy hermoso! heißt so viel wie „Sehr schön!“. Und damit ist unser Kischdle gemeint, denn wir stehen auf dem Parkplatz des kleinen Städtchens Colonia del Sacramento, wo viele Touristen vorbei schlendern. Die meisten von ihnen bleiben stehen, viele fotografieren unseren Camper und mit einigen kommen wir ins Gespräch. Auch die inzwischen schon stattliche Anzahl an Flaggen auf der Rückseite vom Kischdle bildet die Grundlage für Gesprächsstoff. Dabei sind wir doch gerade mal einen Tag erst mit dem Auto unterwegs!

Gestern konnten wir es endlich aus dem Hafen abholen. Und das war ein Abenteuer für sich, denn wir wollten es ohne Agenten auf eigene Faust bewerkstelligen. Sowohl von Seabridge als auch von der Reederei bekamen wir eine ausführliche Anleitung, was hierfür alles zu erledigen wäre. So kann ja eigentlich nichts schief gehen, oder?

„Unser“ Schiff kommt an!

Mit deutscher Pünktlichkeit stehen wir zusammen mit Tom um neun Uhr beim Büro der Reederei – und müssen zunächst einmal warten. Erst um halb zehn öffnet sich die Tür und wir erhalten das „Bill of Lading“ (B/L), ohne das gar nichts geht. Außerdem nennt man uns die „Stock Number“, also den Platz, wo der Camper wohl geparkt wurde.

Hurra, weiter geht es zum Zoll. Allerdings entgegen der schriftlichen Anweisung direkt zur Kasse – die aber erst um 10 Uhr öffnet. Es wird noch ein wenig hektisch, denn ein Schild weist darauf hin, dass vorab ein Foto vom B/L und vom Dokument, das wir am Vortag online erstellt haben, per Mail an die Kasse gesandt werden muss. Inzwischen sind wir acht Parteien, die ihren Camper ohne Hilfe von Agenten holen wollen – und jeder hilft jedem!

Von unserer Dachterrasse aus sehen wir das Schiff, das unser Kischdle transportiert hat

Okay, das Bezahlen geht dann recht flott und bald darauf treffen wir uns alle vor dem Eingang zum Hafen. Jetzt wird es ernst, denn nur jeweils eine Person pro Auto darf hinein. Ich, Mary, bin froh, dass ich die weiteren Schritte gemeinsam mit Tom unternehmen kann. Wir marschieren also los und treffen bald darauf beim Buquebus Gebäude an, wo wir sagen, dass wir unsere Autos holen möchten. Man geleitet uns auf verschlungenen Wegen in ein kleines Büro, wo uns freundliche Mitarbeiter den „TIP“ ausstellen. Das ist ein wichtiges Papier, denn es bestätigt die temporäre Einfuhr unseres Autos nach Uruguay. Man benötigt es, wenn man das Land wieder verlassen will.

Wieder zurück beim Empfang fragt man uns, wo unser Auto sei. What? Woher sollen wir das wissen? Wir haben nur die Stock Number – und die sagt den Leuten hier gar nichts! Ein Anruf bei der Reederei bringt wohl Klarheit, die Camper stehen bei „TMM“, wo immer das auch sein mag. Aber man begleitet uns nun zu einer Stelle, wo uns ein Bus mitnehmen soll. Und hier treffen wir auch die anderen wieder, die wir schon bei der Kasse kennengelernt hatten. Alle zusammen werden wir nun ans andere Ende des Hafens gefahren, dort wo die Camper stehen. Doch zuvor brauchen wir noch diverse Papiere – und die haben wie noch nicht

Wieder einmal ist Warten angesagt, hier vor einem „Büro“ im Hafen

Nach einem langen Fußmarsch zu einem unscheinbaren Containerbüro erfahren wir, dass wir hier zwar richtig seien, aber auch noch ein weiteres Dokument fehlen würde, und zwar das „Orden de trabajo“, das wir wiederum in einem anderen Gebäude bekommen würden. Viel Warterei und endlos erscheinende Fußmärsche weiter… ich kürze die Prozedur mal ab. Nach ungefähr fünf Stunden war es soweit, wir bekamen tatsächlich die Schlüssel für unsere Autos ausgehändigt.

Ein erster Rundumblick zeigte nichts auffälliges, nichts schien beschädigt oder entwendet worden zu sein. Auch im Inneren des Fahrzeugs sah alles ordentlich und intakt aus! Wir können losfahren! Nur noch einmal kurz auf die Waage, ein letzter Stempel – und wir dürfen den Hafen verlassen!

Wir haben unsere Camper entdeckt! Suchtipp: es sind die kleinen…

Erleichtert und dankbar machen wir uns auf den Weg zu unseren Unterkünften, um unsere Partner und das Gepäck aufzusammeln. Auch wenn es sehr anstrengend war, so waren Tom und ich sehr positiv von unserer zufällig zusammen gekommenen Gruppe überrascht. Alle wollten wir ja nur unser eigenes Auto haben, aber ohne weitere Absprachen haben wir alle Schritte zusammen gemacht und alle haben immer so lange gewartet, bis auch wirklich jede/r alle erforderlichen Unterlagen beieinander hatte. Eine tolle Erfahrung!

Und nun stehen wir hier in Colonia, einer der ersten Siedlungen in Uruguay. Die hübsch restaurierte Altstadt wird von der UNESCO geschützt und lockt viele Besucher an. Und einige bewundern heute nicht nur die historischen Gassen und Häuser sondern auch das Kischdle…

4 Kommentare

  • Liliane und Andy

    Was für ein Abenteuer um das Kischdle wieder zu bekommen! Spannender Bericht. Warum, Wozu auf die Wage? Wie wäre es für uns ausgegangen auf der Wage wenn wir mit unserem Oman 4 mehr als 3,5t wiegen?

    • admin

      Warum auf die Waage? Keine Ahnung. Es hieß, wir bräuchten noch einen Stempel, den man auf der Waage bekäme. Wir bekamen dort auch eine Art Quittung, aber ich denke, das hat niemanden interessiert. Der Kontrolleur am Hafenausgang wollte am Ende nur noch das Bill of Lading sehen.
      Das Gewicht interessiert hier in Südamerika sowieso niemanden, in Nordamerika übrigens auch nicht.

  • Marcel & Jacqueline

    Hallo zusammen

    Vielen Dank für die spannenden und unterhaltsamen Berichte und die tollen Fotos 👍. Wir freuen uns auf die Fortsetzung 😊

    Herzliche Grüsse aus der Schweiz

    Marcel & Jacqueline

    • admin

      Hallo in die Schweiz,
      und sorry, dass wir so spät reagieren. Wir hatten nämlich große Mühe, eine funktionierende SIM Karte zu erwerben und waren dann auch noch fast eine Woche ohne Netzempfang.
      Es freut uns sehr, dass ihr uns so einen schönen Kommentar geschrieben habt! Wir hoffen, dass wir euch auch weiterhin gut unterhalten können.
      Viele Grüße aus Patagonien
      Mary und Pit