Kanada

Ganz im Osten: Peggys Cove

Wir waren zum ersten Mal in Kanada, die Vorfreude auf dieses riesige Land war natürlich groß. Was würde uns hier erwarten? Gibt es wirklich so viel Natur und so wenig Menschen? Hier kommen nun unsere persönlichen, völlig subjektiven Einschätzungen über den nördlichsten Staat des amerikanischen Kontinents.

Landschaft

Im Norden: Lake Emerald

Da hat Kanada enorm viel zu bieten. Sowohl im Osten, wo wir im Frühjahr ankommen, als auch im Westen und Norden. Lediglich das riesige Zentrum ist für uns wenig spektakulär, weil meist flach und ausschließlich landwirtschaftlich genutzt. Im Osten sind wir überrascht, wie dicht die Besiedelung im Einzugsgebiet des Sankt Lorenz Stroms ist. Die Großstädte Québec, Montreal und Toronto dehnen sich scheinbar am ganzen Fluss, fast bis zu den großen Seen aus, zumindest gibt es kaum unbesiedeltes Land. Wir meiden alle größeren Städte und finden erst im Hinterland (z.B. im Algonquin Provincial Park) das, was wir bislang vermisst hatten. Dafür entschädigen der Banff- und der Jasper Nationalpark in den Rocky Mountains mit Bilderbuchlandschaften, doch erst der Yukon bringt wirklich einsame Landstriche. Dazu viel Tierbegegnungen, also genau das, was wir so mögen. Denn rund um Calgary waren – vor allem an Hotspots wie dem Lake Louise – trotz der Vorsaison schon sehr viele Touristen unterwegs.

Menschen

Unsere tierischen Favoriten: Grizzlyfamilie

Im allgemeinen begegnen uns die Kanadier freundlich und hilfsbereit. Gerne nehmen sie unser Kischdle – es ist für hiesige Verhältnisse total außergewöhnlich – zum Anlass, ein Gespräch mit uns zu beginnen. Dabei fällt uns auf, dass es im französisch sprachigen Osten Kanadier gibt, die kein englisch sprechen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man von einem Kanadier gefragt wird: “do you speak english?”. Und auf unser freudiges “yes” dann die Antwort kommt, er selbst würde es leider nicht können… Doch normalerweise kommt man mit englisch prima zurecht.

Tiere

In General Stores kauften wir am liebsten ein

Tierbegegnungen sind keine Seltenheit. Die ersten Schwarzbären sehen wir bereits bei den großen Seen. Da geraten wir gleich in große Euphorie. Doch je weiter wir nach Norden kommen werden die Bärensichtungen so „normal“, dass wir nur noch für Grizzlys anhalten. Aber wir begegnen nicht nur Bisons, Elchen, Wapitis und Weißkopfseeadlern, wir sehen auch einen Luchs oder einen Biber und noch sehr viel andere Spezies. Tierfreunde kommen in Kanada auf alle Fälle auf ihre Kosten.

Einkaufen, Essen gehen etc.

Kanada ist teuer. Alle Lebensmittel kosten wesentlich mehr als in Deutschland und Restaurantbesuche gehen richtig ins Geld! Fastfood ist in den großen Ketten zwar günstiger, aber das Essen dort liegt uns nicht. Und dass der Andrang an den jeweiligen Drive-Thru-Schaltern immer recht groß ist, trägt nicht gerade zu unserer Wertschätzung bei. In den Supermärkten gibt es alles und vor allem im französisch beeinflussten Landesteil auch wirklich gutes Brot und wunderbaren Käse (aber sehr teuer!). Dagegen sieht es im Westen eher amerikanisch aus, oft gibt es nur weiches, labberiges Brot und Dauerbackwaren, die in keiner deutschen Bäckerei über den Ladentisch gehen würden. Im dünn besiedelten Norden finden wir statt großer Supermärkte häufig gemütliche General Stores. Dort bekommt man alles. Von Lebensmitteln über Angel-, Jagd- oder Campingzubehör bis hin zum Sortiment eines Baumarkts! Wir mögen diese Tante-Emma-Läden sehr!

Verkehr

Menschenleere Straßen gibt es im Yukon

Gleich zu Beginn, als wir in Halifax noch auf unser Kischdle warten, erleben wir, wie rücksichtsvoll sich kanadische Autofahrer gegenüber Fußgängern verhalten. Kaum sehen wir so aus, als ob wir die Straße überqueren wollen, wird angehalten und uns der Vortritt gelassen. Auch beim Auto fahren erleben wir die anderen Verkehrsteilnehmer als eher rücksichtsvoll. Gewöhnungsbedürftig sind manche Regeln. Nicht nur, dass die Ampeln für uns ungewohnt meist hinter der Kreuzung stehen, sondern auch, dass man fast immer auch bei Rot rechts abbiegen darf, wenn die Straße frei ist. Eine Besonderheit sind auch Kreuzungen, die an jeder Straße ein Stoppschild haben. Hier gilt die Regel, dass man in der Reihenfolge des Ankommens fahren darf. Das hat zur Folge, dass jeder auf jeden achten muss. Eigentlich nicht schlecht, aber für uns ist das anfangs noch sehr gewöhnungsbedürftig. Farbige Bordsteine signalisieren, ob man hier parken darf – oder eben nicht. Schilder braucht man hierfür nicht. Dagegen gibt es viele „Textnachrichten“ als Verkehrsschilder. Wo bei uns die rotumrandeten Verbots- oder Achtungsschilder auf einen Blick signalisieren, was hier gilt, muss man hierzulande lesen „do not pass“ oder „roadwork ahead“ und noch viel mehr.

„Warnung“ neben der Straße

Straßen

Vor allem im Norden gibt es einige Straßen, die nicht asphaltiert sind. Sie sind vor allem im Yukon zu finden und haben meist wohlklingende Namen wie „Dempster Highway“, „Campbell Highway“ oder auch „Top of the World Highway“. Wobei hier fast jede Straße, die nicht nur zum Nachbarn führt, als Highway gilt. Immerhin sind die meisten dieser Gravelroads sehr gut zu befahren, denn sie werden ständig von schneepflugartigen Fahrzeugen geglättet. Ausnahmen gibt es auf Vancouver Island, dort können Schotterstraßen schon mal in regelrechte Schlaglochpisten ausarten.

 

 

Staatliche Campgrounds liegen oft wunderschön

Sonstiges

Mobiles Internet ist teuer. Wir haben uns für einen Datentarif bei „Lucky Mobil“ entschieden. Für eine hotspotfähige SIM Karte muss man um die 70 CAN $ für 20 GB rechnen. Dabei ist man, vor allem im hohen Norden, sehr oft außerhalb jeglichen Netzempfangs. Große Supermarktketten oder Fastfood Restaurants bieten meist kostenloses WiFi, oftmals sogar mit recht schnellen Verbindungen.

 

Auf Campingplätzen konnten wir immer ohne Reservierung einen Stellplatz bekommen. Allerdings waren wir in den besonders beliebten Regionen um Banff und Jasper noch vor der Hauptsaison unterwegs. Am besten gefallen uns die Campgrounds, die vom Staat bzw. von den Nationalparks betreut werden. Dort sind die naturnahen Stellplätze meist großzügig bemessen und trotzdem sind sie sehr kostengünstig. Oft gibt es keinen Ansprechpartner vor Ort, man registriert sich selbst und bezahlt meist cash, indem man das Geld in vorhandene Umschläge deponiert. Nur in Ausnahmefällen werden auch Kreditkarten akzeptiert. Es sind meist sehr einfache Anlagen, die nur über Plumpsklos verfügen. Feuerholz ist hingegen meist vorhanden. Aber mit einem autarken Fahrzeug, wie unser Kischdle, ist das natürlich kein Problem.

Tankstelle im Yukon

 

Diesel gibt es zwar nicht an allen Tankstellen, aber wir hatten nirgends Probleme, den nötigen Kraftstoff zu bekommen. Auch die Versorgung mit AdBlue war kein großes Problem.